In diesem Artikel möchte ich ausschließlich über meine Erfahrung mit dem 10″ Astrograph TS N-AG10 von TS-Optics berichten. Der Weg, der mit dem Kauf und insbesondere mit den Umbauten des Teleskops verbunden war, möchte ich weitestgehend wertfrei halten und kommt in einem weiteren Artikel zur Sprache, um die verschiedenen Aspekte und Herausforderungen, die dabei aufgetreten sind, detaillierter beleuchten zu können.
Welcher Newton Astrograph
Wenn man sich dazu entschlossen hat einen fotografisch hochwertigen 10 Zoll Newton zu kaufen, landet man früher oder später bei zwei Anbietern. Der Platzhirsch dürfte in diesem Segment sicherlich der Lacerta Carbon Photonewton“ sein, welcher von einigen namhaften Astrofotografen genutzt wird und im allgemeinen einen sehr guten Ruf genießt. Als Alternative dazu liest man nicht selten über die „Carbon Fibre Newtonians“ von Teleskop-Express. Hier aber dann ausschließlich nur über die hochwertige ONTC-Baureihe. Die ONTC Baureihe gibt es dann als Basis Modell ohne Okularauszug und Komakorrektor und als „N-AG“ genanntes Fix-und-Fertig-Premium-Modell mit allem was man benötigt.
Über das „TS N-AG10„, also dem Premium-Modell in der zehn Zoll Variante, schreibt Teleskop-Service folgendes:
Der N-AG Astrograph ist ein komplett ausgestattetes Teleskop für die Astrofotografie ohne Kompromisse – made in Germany.
Teleskop-Service
Vergleich TS N-AG und Lacerta Photonewton
In der jeweilige 10 Zoll Variante kostet der TS N-AG Astrograph mit knapp 4400€ rund 1400,- mehr als der Lacerta Carbon Photonewton, liefert aber dafür zusätzlich einen passenden 3″ 1,15x Korrektor, einen 3 Zoll Okularauszug und einen etwas größeren Fangspiegel dazu.
Auf der Habenseite des Lacertas ist dafür die Losmandyschiene und ein Staubschutz vorne und hinten zu nennen, welcher beim N-AG noch hinzugekauft werden muss.
Weiterhin liefern beide Hersteller CNC gefrästen Rohrschellen und einen Sucherschuh mit aus. Im Falle des N-AG liegt auch noch ein Standard Sucher bei.
Hier ein paar Angaben die ich von den Herstellerseiten übernommen habe:
TS N-AG 10 | Lacerta FN250 | |
---|---|---|
Öffnung | 254 mm | 250 mm |
Brennweite | 1000 mm | 1000 mm |
Brennweite effektiv | 1158 mm | – |
Korrektor | 3″ (1,14x) | – |
Fangspiegel | 88 mm | 82 mm |
Tubus Wandstärke | 7 mm | 6,5 mm |
Gewicht | 14,2 kg | 14,6 kg |
Ausleuchtung | Vollformat-CCD | APS-C |
Spiegelmaterial | Pyrex | Pyrex |
Spiegelhalter | 9-Punkt | 9-Punkt |
Fangspiegel | geschraubt | CNC gefräst |
Ob der N-AG in dieser Konfiguration, also mit 1,15x Korrektor, wirklich einen CCD Full-Frame Sensor vollständig ausleuchten vermag, wage ich trotz des größeren Fangspiegels zu bezweifeln. Mit meinem System aus einem 19.2mm x 13mm Sensor (APS-C = 22mm x 15mm) samt OAG, hat der Newton allerdings keine Probleme.
Der TS N-AG 10 Astrograph
Wie man der Überschrift schon entnehmen kann, habe ich mich für den TS N-AG 10 Astrograph entschieden. Die Gründe hierfür kann man in dem ein oder anderen Artikel finden.
Angaben zum N-AG 10
- 10″ Öffnung – f4 (f/4,56 inkl. mitgelieferten Korrektor)
- Gewicht inkl. Korrektor ca. 14,2 kg
- Hochwertige Haupt- und Fangspiegel für bestmögliche Schärfe.
- Fangspiegeldurchmesser 88 mm
- Hochwertiger 7mm dicker Carbontubus gefertigt in Deutschland
- 3″-N-AGK3-Komakorrektor eingebaut für ein voll ausgeleuchtetes und korrigiertes Bildfeld von 54 mm Durchmesser
- Großzügiger Arbeitsabstand von 69,3 mm
- 3″-Auszug mit Untersetzung, dieser Auszug klemmt 3″-Zubehör und erlaubt sogar verschraubte Adaptionen
Der TS N-AG 10 wurde von mir mit einigem Zubehör bestellt und so kam ich inklusive Rabattaktion (Weihnachten) auf einen Gesamtpreis von etwa 4900€.
Optionale geakuftes Zubehör
- Baader Losmandy Klemme
- Losmandy Prismenschiene
- Kendrick Fangspiegelheizung
- ZWO EAF Motorfokus
- Stoff Staubschutzkappe/haube
Das Zubehör wurde von Teleskop-Service natürlich gleich mit montiert und kostete keinen Aufpreis.
Der Carbon Tubus
Der Tubus selber wurde in Klarlack lackiert und lässt so die Carbonoptik richtig zur Geltung kommen. Ich persönlich bin Fan der Carbonoptik, auch wenn eine saubere Verarbeitung, vor allem an den Kanten und Kleberändern, schwer zu bewerkstelligen ist. Sicherlich auch mit ein Grund warum viele Tubushersteller ihre Carbon-Röhren gerne mit einer deckenden Lackschicht versehen.
Die Ränder meines ONTC sind sauber verarbeitet worden und generell macht das Newtongehäuse ein sehr hochwertigen und stabilen Eindruck.

Das komplette innere des Tubus wurde mit einer Antireflexfarbe von Berger lackiert, welche eine tiefschwarze, matte und rauhe Oberfläche erzeugt. Warum man hier nicht auf die im eigenen Store erhältliche „MUSOU Schwarze Antireflexfarbe“ gesetzt hat weiß ich allerdings nicht.

Ganz hundertprozentig scheint man dieser Spezialfarbe aber dennoch nicht zu vertrauen und so wurde gegenüber dem Okularauszug eine etwas größere Fläche mit Velour ausgekleidet.
Haupt und Fangspiegel
Der an 9 Punkten aufgehängte Hauptspiegel wirkt wuchtig, stabil und lässt sich für die Kollimation präzise einstellen. Hier gibt es nichts zu meckern.

Der Fangspiegelhalter mit seiner Fangspiegelspinne wirkt ebenfalls hochwertig und Robust. Die Fangspiegelspinne besteht aus vier einzelne Streben, welche an den Fangspiegelhalter angeschraubt werden. Hier hätte mir eine gefräste Spinne aus einem Stück Aluminium gewunschen.

Das justieren des Fangspiegels klappt aber präzise und hält den Spiegel stabil an seinen Platz.
Der TS-Optics 3″ Newton Crayford Okularauszug
Der 3 Zoll Okularauszug ist meiner Meinung nach die Schwachstelle des ganzen Systems. Im Auslieferungszustand konnte ich nicht in den Fokus kommen, da trotz voll ausgefahrenen Auszug und ganz eingeschobenen Korrektor, immer noch gut und gerne 30mm Lichtweg fehlten. Beheben konnte ich das ganze nur indem ich den Komakorrektor zur Hälfte eingeklemmt habe.

Hier kommen wir auch zum zweiten Problem des mitgelieferten UNCN3 Okularauszuges! Anders als wie es in der Beschreibung angegeben, befindet sich kein Gewinde am Okularauszug. Zumindest konnte weder ich noch der TS Service Mitarbeiter am Anfang oder am Ende des Auszugrohrs eines entdecken.
Am unteren Ende des Auszugrohres, also an der Seite, die dem Fangspiegel zugewandt ist, befindet sich ein M82x1 Hilfsgewinde, mit passenden Übergangsadaptern kann man Filter oder Korrektoren anschließen.
Der Umstand des fehlenden Gewindes und die Tatsache das ich den Korrektor nur bis zur Hälfte festklemmen konnte, führte dann dazu das sich der Imagetrain selbst bei kraftvollen festziehen der Klemmschrauben bewegen ließ.
Das hatte natürlich zur Folge das trotz Fokussierung eine Verkippung zu erkennen war.

Nachdem ich diesen Umstand bemängelte, wurde der Okularauszug kostenlos gegen eine deutlich besseren Version getauscht.

Bei dem neuen Okularauszug handelt es sich vermutlich um den „TS-Optics 3 Zoll V-Power„, welcher mit einem M82x1 Hilfsgewinde am Ende des 3“ Auszugrohr daherkam.
UNCN3 (alt) | V-Power (neu) | |
---|---|---|
Typ | Crayford Auszug | Crayford Auszug |
Baulänge bis 3″ (*) | 80 mm | 84 mm |
Hilfsgewinde | – | M82x1 |
Kugellager | Edelstahl | Edelstahl |
Verstellbereich | 40 mm | 50 mm |
Untersetzung | 1:10 | 1:10 |
Tragfähigkeit | 6 kg | 6 kg |
Durch den neuen V-Power Okularauszug wurde erfreulicherweise auch eine andere Basis montiert, welcher nun über eine Neigevorrichtung (Tilter) verfügt. Zusätzlich wurde auch noch eine 30mm Distanzhülse verbaut, damit ich mit meiner Kamera auch in den Fokus kam.

Warum im Onlineshop (Stand 25.04.2025) der N-AG 10 weiterhin mit dem „alten“ Okularauszug unter falschen Angaben angeboten wird, bleibt mir dennoch schleierhaft.
Komakorrektor
Der 3 Zoll Komakorrektor TS N-AGK3 verfügt über ein M73,5 x 0,75 Gewinde welches auf ein M68 x 1 Gewinde adaptiert wird. Der Arbeitsabstand ab den M68 Gewinde ist mit 69,3 mm großzügig bemessen.
Technische Daten
- 4 Linsen zu je zwei Gruppen
- 1,14x Brennweitenverlängerung
- 73mm empfohlene Arbeitsabstand
- 69,3 mm empfohlene Arbeitsabstand ab M68x1Gewindeanschluss
- 73,4 mm empfohlene Arbeitsabstand ab dem M73,5 Innengewinde
- 130 mm Gesamtlänge
- 700 Gramm Gesamtgewicht
Generell kann ich nicht viel über den Komakorrektor berichten, außer das er eine gute Sternabbildung liefert und recht gutmütig mit dem Arbeitsabstand ist. Bei meinen vielen Umbauten fiel mir bei 0,5mm mehr oder weniger Arbeitsabstand kein Unterschied auf.

Sonstiges
Unter Sonstiges möchte ich noch ein paar Worte über die CNC-Rohrschelle und der zusätzlichen Kendrick Fangspiegelheizung verlieren.
Die Rohrschellen sind groß und kommen mit dem „mickrigen“ 20 Kilo Gesamtgewicht der Optik locker zurecht. Hier braucht man sich wirklich keine Sorgen um Instabilität machen.

Die Anbaue der Kendrick Fangspiegelheizung hatte aber zur Folge das nach Rücksprache mit mir der ursprünglich Fangspiegelhalter gegen eine kleinere, aber laut Werkstatt genauso stabilen, getauscht werden musste. Einerseits finde ich eine solche Maßnahme super! Man hätte ja auch die Fangspiegelheizung einfach nur „hinklatschten“ können ohne sich Gedanken über dessen Effekt zu machen. Andererseits ist es auch ein bisschen Merkwürdig, denn dass würde ja auch bedeuten das ich der einzige Kunde bin, der einen 10 Zoll N-AG mit Fangspiegelheizung bestellt hat. So oder so scheint alles zu passen und die Fangspiegelheizung hat über den ganzen Winter den Fangspiegel frei von Tau gehalten.
Fazit
Alles in allem bin ich echt zufrieden mit dem Teleskop, dennoch fällt mir aufgrund der anfänglichen Probleme ein Fazit schwer. So wie das N-AG 10 jetzt bei mir in der Sternwarte steht, ist es ein super Teil. Der Carbon-Astrograph sieht super aus, wirkt hochwertig und macht nach dem Wechsel des ursprünglichen Okularauszug einen sehr positiven Eindruck auf mich.
Es sollte auch nicht unerwähnt bleiben das alle Umbauten kostenlos übernommen wurden.
CS, Dimi