Der heimliche Held im GSServer: Ein Blick auf die Spiralsuche

Nachdem ich von meiner azimutalen Meade LX200 ACF 355/3550 auf eine parallaktische Eigenbau-Montierung mit der Elektronik einer Skywatcher EQ6 umgestiegen bin [s. Artikel], musste ich mich auch mit dem passenden ASCOM-Treiber beschäftigen. Für mich gab es hier von Anfang an nur eine Lösung: den Green Swamp Server, kurz GSServer. Obwohl der altgediente EQMOD-Treiber schon deutlich länger auf dem Markt ist und immer noch seine Fangemeinde hat, führte er bei mir ab der ersten Sekunde zu „Augenbluten“. Die Software wirkte auf Basis der veralteten Programmiersprache Visual Basic so hoffnungslos überholt, dass ich ihr keine Chance geben wollte.

Daher war der GSServer sofort meine erste Wahl. Er sieht nicht nur moderner und aufgeräumter aus, sondern wird von den Entwicklern auch kontinuierlich weiterentwickelt. Außerdem bringt er von Haus aus nützliche Features mit sich, wie zum Beispiel die Spiralsuche, die ich bei meiner letzten Trockenübung am heiligsten Tag leider erst viel zu spät für mich entdeckt habe.

unscheinbar neben der Steuerung

Das Icon in Form einer eckigen Spirale, das sich direkt neben der manuellen Steuerung befindet, öffnet ein kleines Fenster. Darin siehst du einige Schaltflächen und eine mit Punkten versehene Linie, die ebenfalls eine eckige Spirale bildet.

Der innerste Punkt der Spirale war heller markiert als die anderen Punkte auf der Linie. Ich klickte dann einfach wahllos auf einen der anderen Wegpunkte, aber es passierte nichts. Weder bewegte sich meine Montierung noch änderte sich die Grafik im Fenster.

Da ich mit den Punkten nicht weiterkam, widmete ich mich den Schaltflächen auf der linken Seite des Fensters. Diese waren mit „Rein“, „Raus“, „Abbrechen“, „Neu“, „Löschen“ und „kalkulieren“ beschriftet. Zuerst ignorierte meine Montierung meinen Mausklick auf „Rein“, aber mit einem Klick auf „Raus“ passierte endlich etwas: Die Montierung bewegte sich ein kleines Stück, und der leuchtende Punkt wanderte von der Mitte zum nächstgelegenen Punkt der Spirale.

Jetzt wurde mir klar, was passierte. Die eckige Spirale, genauer gesagt die Punkte darauf, symbolisierten die Wegstrecke der Montierung. Vom Zentrum aus bewegte sich das Teleskop mit jedem Klick spiralförmig nach außen – exakt entlang der Anordnung der Punkte und damit realisierte ich, welch geniales Tool ich da vor mir hatte. Es war genau der systematisch arbeitende Assistent zur Objektfindung, den ich seit Jahren verzweifelt vermisst hatte. Er bietet die Möglichkeit, den Bereich um die angefahrene Position lückenlos abzusuchen, falls ein Objekt nicht exakt im Sichtfeld ist.

Da es am helllichten Tag war, bemühte ich Stellarium für einen kleinen Probelauf. Ich verband die Software mit meiner Montierung und fuhr den Jupiter an. Die Montierung bewegte sich daraufhin in die erwartete Richtung. Um die Spiralsuche zu testen, kehrte ich zum Fenster des GSServers zurück. Ein Klick auf „Raus“ bewegte den leuchtenden Punkt einen Wegpunkt nach außen und die Montierung folgte der spiralförmigen Bewegung.

Mit einem weiteren Klick auf „Raus“ bewegte sich die Montierung, wie auf der Spirale des GSServers ersichtlich, einen weiteren Wegpunkt spiralförmig nach außen. Jetzt galt es nur noch, den richtigen Abstand für die Wegpunkte der Spirale zu finden. Es macht schließlich keinen Sinn, eine Spirale zu ziehen, die so eng ist, dass sie komplett im Sichtfeld der Kamera liegt, oder so weit, dass sie unnötig große Bereiche am Himmel absucht.

Die sich zu bewegende Strecke wird in der Software astro-typisch in Bogensekunden angegeben. Glücklicherweise liefert die GSS Spiralsuche unter „Kalkulieren“ gleich ein passendes Werkzeug mit, das diese Umrechnung übernimmt. Dieser „Kalkulierer“ benötigt dafür nur zwei Angaben: die Sensorbreite und -länge in Millimetern sowie die effektive Brennweite deines Teleskops.

Sensormaße und Brennweite, mehr braucht es nicht

Anhand dieser Daten errechnet die Software die optimale Schrittweite. Das entspricht ziemlich genau einer Bildgröße, sodass die Montierung mit jedem Klick spiralförmig nach außen fährt. Man kann sich das so vorstellen, als würde man ein Mosaik aus mehreren Bildern zusammensetzen. Das Berechnungstool hat bei mir hervorragend funktioniert. Die Montierung zog ihre Kreise exakt passend zur Höhe und Breite des Sichtfeldes meiner Kamera um das Zentrum.

Leider konnte ich das Feature aktuell nicht live testen, denn zum einen spielt das Wetter nicht mit und zum anderen sind die großen Planeten ungünstig positioniert: Jupiter ist nach Einbruch der Dunkelheit bereits hinter dem Horizont verschwunden, und Saturn erreicht erst in den frühen Morgenstunden eine geeignete Höhe. Aber sollten meine in Stellarium eingegebenen Parameter nicht falsch sein – und ich wüsste nicht, warum sie das sein sollten – dann bin ich mir sicher, dass die Software genau das tun wird, was sie soll.

Mich ärgert nur der Umstand, dass ich mich mit der GSS Spiralsuche nicht schon viel früher beschäftigt habe. Das hätte mir sicherlich den einen oder anderen Frustmoment erspart.

CS, Dimi

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