Feuchtigkeit raus! Mein Erfahrungsbericht zur Trocknung der SVBony 405CC (und aller Astrokameras)

Wer kennt das nicht? Kaum werden die Nächte feuchter, schon macht sich beim Kühlen der Astrokamera ein unliebsamer Beschlag auf dem Schutzglas in den ersten Bildern breit. Die Folge ist ein vorübergehender, dunkler Fleck oder ein diffuser Schleier nahe des Zentrums der Aufnahme. Zwar lässt dieser Effekt kontinuierlich nach, bis er nach etwa 30 Minuten komplett verschwunden ist, doch das sind wertvolle 30 Minuten, in denen weniger Licht gesammelt werden kann.

Grund für diesen Vorfall ist die Feuchtigkeit im Inneren des Gehäuses, welche beim Kühlen auf Temperaturen unterhalb ihres Taupunktes gerät. Die kalte Oberfläche des Kameraschutzglases lässt die Feuchtigkeit kondensieren und sorgt so für jene dunkle Stelle. Da sich die Feuchtigkeit mit der Zeit unweigerlich ihren Weg in das Kameragehäuse bahnt – selbst bei den besten Dichtungen – ist die regelmäßige Trocknung mittels Silicagel-Patronen der Schlüssel, um die Luft im Inneren trocken zu halten und die Kondensation von vornherein zu verhindern.

Hierfür verfügen manche Astrokameras, vornehmlich Modelle von ZWO (ASI), über spezielle Trocknungstabletten*, die intern, oft direkt neben dem Sensor verbaut sind. Sie halten die Luft in der Sensorkammer trocken. Da die SVBony SV405CC ein nahezu perfekter Nachbau der ASI 294 MC Pro ist, ließ ich es mir nicht nehmen, die Abdeckung der 405CC abzuschrauben. Ich wollte überprüfen, ob sich auch hier Trocknungstabletten befinden, die getauscht werden können.

Leider ist dem nicht der Fall! Der SVBony fehlt die vorgesehene Aufnahme für interne Trocknungstabletten. Dafür wird aber ein kleiner, nicht weiter erläuterter Schraubbehälter mitgeliefert. Dieser entpuppt sich als externer Trockenbehälter, wie er auch von Astrokameras der Firmen TS oder Touptek bekannt ist.

Hierfür wird einfach nur eine kleine Verschlussschraube an der Kameraseite entfernt und der Trockenbehälter mit den mitgelieferten, braunen Trockenmittel-Tabletten samt passenden Dichtungen eingeschraubt.

Doch für wie lange eigentlich? Über die optimale Anwendungsdauer liest man nur sehr wenig. Im Internet findet man alles, von ein paar Stunden vor den Aufnahmen bis hin zu immer während der gesamten Belichtungszeit.

Mein erster Versuch, den Trockenbehälter nur für einige Stunden vor der Aufnahme anzuschrauben, führte bei mir leider zu keiner Verbesserung. Dies kann natürlich einerseits auf die mitgelieferten Trockenmittel-Tabletten zurückzuführen sein, welche trotz der Vakuumverpackung Feuchtigkeit gezogen haben und gesättigt waren, oder aber am gewählten Zeitraum liegen.

Um nicht Nacht um Nacht mit ineffektiven Versuchen zu verschwenden, bin ich bei meinem zweiten Anlauf gleich in die Vollen gegangen: Die mitgelieferten Tabletten wurden entsorgt und gegen neue Silicagel-Kugeln* mit eindeutigem Feuchtigkeitsindikator getauscht. Dabei zeigt Orange die trockene/regenerierte Form und Grün/Blau die gesättigte Form an. Um eventuellen Staubeintritt in die Kamera zu vermeiden, wurde statt Watte eine kleine Schaumstoffscheibe oder Filtermatte als unterste Lage in den Trockenbehälter eingebracht, bevor die Kugeln eingefüllt wurden.

Auch bei der Dauer ging ich den maximalen Schritt. Der Trockenbehälter wurde nicht nur gleich eingeschraubt, sondern blieb auch während der gesamten Aufnahmezeit angeschraubt. Dieser Vorgang war äußerst erfolgreich. Trotz gleicher Umgebungsbedingungen, was Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit anging, war schon bei der ersten Aufnahme nach dem Kühlen kein Beschlag mehr erkennbar.

Nachteile durch einen aufgeschraubten Trocknungsbehälter während der Aufnahmen konnte ich keine ausmachen. Dies ist auch logisch, da der Trockenadapter lediglich an der Seite des Gehäuses angebracht ist und den optischen Pfad der Kamera – den Weg des Lichts vom Teleskop zum Sensor – in keiner Weise beeinflusst.

Am nächsten Tag schraubte ich den Behälter ab und warf einen Blick hinein. Tatsächlich hatten sich die Silicagel-Kugeln innerhalb der letzten zwei Tage vom leuchtenden Orange zu einem dunklen Grün verfärbt. Dies ist der eindeutige Beweis, dass der Behälter erfolgreich die Feuchtigkeit aus dem Inneren der Kamerakammer gezogen hatte.

Aufgrund diesen Erfolgs wurde der Trockenbehälter zunächst wieder entfernt und durch die normale Verschlussschraube ersetzt. Nun stellt sich die Frage: Sollte man den Behälter dauerhaft montiert lassen und das Silicagel regelmäßig regenerieren, oder nicht? Ich habe mich entschieden, nur bei Bedarf oder nach Gefühl den Trocknungsbehälter aufzuschrauben. Dies reduziert den Wartungsaufwand und stellt sicher, dass das Silicagel auch bei Bedarf seine maximale Aufnahmefähigkeit hat.

Schlussfazit: Trockenbehälter dauerhaft montiert lassen?

Die Entscheidung, ob der Trockenbehälter dauerhaft an der Kamera verbleiben soll oder nur bei Bedarf zum Einsatz kommen soll, ist eine Abwägung zwischen maximalem Schutz und minimalem Wartungsaufwand.

  1. Dauerhaft montiert: Dies gewährleistet, dass die Kamera jederzeit den niedrigstmöglichen Feuchtigkeitswert aufweist. Der Preis dafür ist ein hoher Wartungsaufwand, da das Silicagel sehr schnell gesättigt ist und regelmäßig regeneriert oder getauscht werden muss.
  2. Temporäre Anwendung: Das Anbringen nur kurz vor der Aufnahme ist, wie mein erster Versuch zeigte, meist ineffizient. Das Silicagel benötigt Zeit, um die Feuchtigkeit aus der gesamten Sensorkammer zu ziehen.

Ich habe mich vorerst für einen Mittelweg entschieden: Den Trocknungsbehälter nur bei Bedarf aufschrauben. Allerdings werde ich diesen Ansatz um eine vorsorgliche Komponente ergänzen: Der Behälter wird nicht erst montiert, wenn ein Schatten sichtbar wird, sondern nach Gefühl oder immer dann, wenn die Kamera eine längere Zeit ungenutzt war und potenziell Feuchtigkeit gezogen haben könnte.

CS, Dimi

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