Eines vorweg: Dieser Bericht ist keine wissenschaftliche Studie, sondern die Dokumentation einer persönlichen Erfahrung bei der Fehlersuche im Imaging Train.
Die Probleme begannen, als ich vor Kurzem erstmals Ha-Daten in ein Galaxienbild (Andromeda) Das resultierende Gesamtbild war zwar ansprechend, jedoch irritierte mich das sehr starke Rauschen bzw. Banding in den Dual-Narrowband-Rohbildern.

Das Banding ließ sich seltsamerweise auch nach dem Stacking von knapp vier Stunden belichteter Daten nicht mithilfe der Standard-Kalibrierbilder (Bias, Darks und Flats) entfernen.

Da ich den SVBONY Schmalbandfilter SV220 bereits erfolgreich zuvor bei M27 und M97 (link) eingesetzt hatte, ohne dass dieses Banding im Stack auffiel, suchte ich die Ursache zunächst in anderen, unbekannten Umständen.
Die Situation änderte sich drastisch, als ich einige Tage später über sieben Stunden den Emissionsnebel Sh2-173 (Phantom der Oper) mit demselben Schmalbandfilter aufnahm. Trotz Kalibrierung und nur leichtem Stretch war das Ergebnis von einem durchgängigen, massiven Streifenmuster durchzogen. Die Daten waren in diesem Zustand nicht verwendbar.

Die Fehlersuche
An diesem Punkt musste die Ursache gefunden werden. Ein weggelassenes Dithering schloss ich aus, da meine vorherigen Aufnahmen von M27 und M97 ebenfalls ungedithert erfolgreich waren und sogenanntes Pattern Noise in der Regel anders aussieht. Auch die Belichtungszeit schien nicht die Ursache, da die Einzelbelichtungen relativ ähnlich waren.
Plötzlich erinnerte ich mich an ein Video von Daniel Nimmervoll über die „Filterorientierung“. Daniel erklärt darin nicht nur, dass die beschichtete (verspiegelte) Seite des Filters in Richtung Teleskopöffnung zeigen sollte und die unbeschichtete Seite (Ghosting) in Richtung Kamera, sondern erwähnt auch explizit, dass bei seinem SVBony SV220 – genau meinem Filtermodell – das Glas ab Werk verkehrt herum in der Fassung sitzt.
Der Umbau des Imagetrains
Obwohl ich anfangs einen verdrehten Filter ausschloss, da ich ja bereits streifenfreie Ergebnisse erzielt hatte, fiel mir ein, dass ich kurz zuvor einen größeren Umbau meines Imagetrains vorgenommen hatte:
1. Zustand (M27/M97 – keine Streifen): Ursprünglich hatte ich eine Filterschublade verkehrt herum montiert, um den Lichtweg zu optimieren. Infolgedessen wurde der ab Werk falsch montierte SV220-Filter unbewusst in der korrekten Richtung (verspiegelte Seite zum Teleskop) eingeschoben.

2. Zustand (M31/Sh2-173 – mit Streifen): Vor den Aufnahmen von M31 und Sh2-173 rüstete ich auf eine ZWO M54 Filterschublade* um. Die Montagerichtung der Schublade war nun korrekt (also umgekehrt zur ersten Montage). Dies hatte aber zur Folge, dass der falsch montierte Schmalbandfilter nun zum ersten Mal in die falsche Richtung (verspiegelte Seite zum Kamerasensor) im Imagetrain positioniert war.

Nach dieser „fulminanten“ Erkenntnis entnahm ich den SV220-Filter zur Überprüfung. Tatsächlich war, wie im Video beschrieben, die verspiegelte Seite in Schraubrichtung und somit in Richtung Kamerasensor verbaut. Die unverspiegelte Seite, die für Ghosting anfällig ist, zeigte zur Teleskopöffnung.


Die Korrektur
Glücklicherweise sind die Filterlinsen in der 2-Zoll-Fassung verschraubt und konnten nach dem Entfernen des Klemmrings (Sprengring) gedreht werden.

Im neu zusammengesetzten Zustand zeigt die verspiegelte Seite nun korrekt in Richtung Teleskop, und die unverspiegelte Seite mit dem Einschraubgewinde zum Kamerasensor.

Erste Ergebnisse und Ausblick: Die vorläufige Bestätigung
Die Theorie war schlüssig, doch die Bestätigung muss in der Praxis erfolgen. Aufgrund anhaltend schlechten Wetters konnte ich bisher nur eine Testaufnahme von M27 unter stark bewölkten Bedingungen machen (Sh2-173 war dafür leider absolut nicht zugänglich).
Trotz der suboptimalen Bedingungen habe ich alle drei Rohbilder (M31, Sh2-173 und das neue M27) in Siril geöffnet und mit identischen Parametern gestretcht, um einen direkten Vergleich zu ermöglichen.



Obwohl es sich um unterschiedliche Objekte handelt, ist der Unterschied im Hinblick auf das Banding deutlich erkennbar. Das neue M27-Rohbild zeigt ein stark reduziertes oder eliminiertes Streifenmuster im Vergleich zu den kritischen Aufnahmen von M31 und Sh2-173. Dies deutet stark darauf hin, dass die Korrektur der Filterorientierung die Ursache für die massiven Streifen behoben hat.
Fazit und offene Frage an die Community
Da die Wolken leider schnell zurückkehrten, war dies nur ein erster, vielversprechender Indikator. Die endgültige Bestätigung steht demnach noch aus.
War die Umkehrung der Filterorientierung tatsächlich die alleinige Ursache für das Banding? Ich warte gespannt auf die nächste klare Nacht, um die Korrektur des falsch eingebauten Schmalbandfilters abschließend zu bestätigen. Sollte das Problem wider Erwarten weiter bestehen, werde ich die Fehlersuche fortsetzen.
Habt ihr ähnliche Erfahrungen mit Schmalbandfiltern gemacht oder wisst ihr, welche Filtermarken ebenfalls ab Werk falsch montiert sind? Teilt eure Beobachtungen gerne in den Kommentaren!
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CS, Dimi




























1 Gedanke zu „Könnte eine verdrehte Orientierung das Banding in Schmalbandaufnahmen erklären?“